Bergmann

 

Bergmann (umgangssprachlich auch Bergarbeiter, Knappe oder Kumpel) ist die Berufsbezeichnung eines Menschen, der in einem Bergwerk Rohstoffe abbaut.

 

Die Schutzheilige der Bergleute ist die heilige Barbara. Als Berghabit wird die traditionelle Kleidung der Bergleute bezeichnet, die jedoch nicht überall einheitlich ist.

Lexikalische Beschreibung

 

Als Bergmann, Bergarbeiter, Bergknappe werden die im Bergbau Beschäftigten bezeichnet, die überwiegend dem Arbeiterstand angehören. Dabei begann die Ausbildung im Knabenalter als Grubenjunge (Scheidejunge, Pochjunge). Anschließend fährt er als Lehrhauer ein, bevor er zum Bergarbeiter oder Hauer wird. Diese Gruppe wird in sich in Ganghauer, Ortshauer und Doppelhauer unterteilt. Weitere Arbeiter in diesem Bereich sind die Bergmaurer und Zimmerlinge, Bergschmiede, Förderleute und Hilfsarbeiter (früher Bergknechte). Als Anschläger übernimmt er die Förderung unten im Schacht, als Stürzer oder Abzieher entleert er die Fördergefäße über Tage. Die einfachen Bergleute unterstehen den Ausschlägern, Untersteigern und Steigern, Betriebsleiter der Grube ist der Obersteiger.[1]

 

Berufsbild

 

In den Industriestaaten Europas und Nordamerikas ist der Beruf des Bergmanns seltener geworden, weil die Fundstätten für Rohstoffe weitgehend ausgebeutet sind und die aufwendig zu erschließenden Lagerstätten die Ausbeutung derzeit unwirtschaftlich machen. Das hauptsächliche Bergbauprodukt des 19. und 20. Jahrhunderts, die Kohle, ist für die Energieerzeugung in Schiffen, Eisenbahnen, Elektrizitätswerken und Heizungen nachhaltig durch Erdöl und Erdgas verdrängt worden. Auch Salz wird heute aus Kostengründen seltener in Salzbergwerken abgebaut und überwiegend aus Meerwasser oder Sole gewonnen. In den Anfängen der Erdölproduktion wurde von Ölmuckeln noch Ölsand im Bergbau gewonnen. Dessen Abbau wurde in Deutschland 1963 eingestellt.

 Geschlecht

 

Aufgrund der schweren körperlichen Arbeit, die diese Tätigkeit erfordert, waren und sind die Mehrheit der Bergarbeiter unter globaler und historischer Betrachtung Männer. Jedoch wurden auch schon immer Kinder und zum Teil Frauen für diese Tätigkeiten eingesetzt, weil sie einerseits billigere Arbeitskräfte waren bzw. sind und andererseits aufgrund ihrer geringeren Körpergröße besser in enge und kleine Stollen einfahren konnten. Heute gibt es unter anderem in Lateinamerika Frauen und Kinder, die unter Tage arbeiten. In Europa gab es bis Mitte des 19. Jahrhunderts Bergarbeiterinnen. Später wurde die Arbeit der Frauen im Bergbau verboten.[2] In Artikel 2 einer Vereinbarung der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) von 1935 wurde festgelegt:

 

No female, whatever her age, shall be employed on underground work in any mine.”

„Keine Frau, welchen Alters auch immer, soll unter Tage in einem Bergwerk arbeiten.“[3]

 

Westdeutschland hat dieses Abkommen am 15. November 1954 ratifiziert. Die Deutsche Demokratische Republik wurde erst 1973 nach Abschluss des Grundlagenvertrages Mitglied der Vereinten Nationen und somit in die IAO aufgenommen.[4] Am 25. April 2008 kündigte Deutschland nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs[5], wie viele andere Staaten auch, dieses Abkommen, da es gegen die Richtlinie 76/207/EWG zur Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung von Männern und Frauen hinsichtlich des Zugangs zur Beschäftigung verstieß.[6][7][8] Am 25. März 2009 wurde das als Schutzklausel gedachte Arbeitsverbot für Frauen unter Tage durch Änderung des Bundesberggesetzes gestrichen.[7]

Lebenserwartung im 16. Jahrhundert

 

Die schwere Bergarbeit führte zu Erkrankungen der Bergleute. Bereits Georgius Agricola befasste sich mit diesen Erkrankungen. Seine Untersuchungen wiesen auf Schädigungen an Gliedern, insbesondere der Arme, und der Atemwege hin. Er erkannte den Einfluss der feuchten Kälte in den Bergwerken, die sich auf den Muskelapparat auswirkte. Dies äußerte sich besonders mit zunehmendem Alter durch steife Glieder. Der Gesteinsstaub war ein weiteres Problem, da er in die Luftröhre und in die Lungen gelangte und zu Silikose führte. Die allgemeine Lebenserwartung lag in diesen Zeiten bei rund 35 Jahren, die der Bergleute lag deutlich darunter und nur wenige wurden älter als 25 Jahre.[9]

Neue Krankheiten

 

Im 18. Jahrhundert drangen die Bergleute in immer größere Tiefe vor. War es zuvor noch die Kälte, die den Bergleuten zu schaffen machte, so war es nun die durch die geothermische Tiefenstufe zunehmende Hitze. Hinzu kamen Symptome wie Blutarmut, Blässe, Müdigkeit, Bauchbeschwerden und Durchfallerkrankungen. Im Jahr 1885 entdeckte ein Bergarzt aus Aachen bei einigen seiner Patienten, die in 300 Meter Teufe arbeiteten, dass sie an Blutarmut litten und ansteckende Wurmerkrankungen hatten, während Bergleute in geringerer Teufe sowie die Familienmitglieder gesund waren. Durch eine Reihenuntersuchung wurde festgestellt, dass es sich um eine Wurmart handelte, die nur bei hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit überlebensfähig war.[9]

 

Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die ersten druckluftbetriebenen Presslufthämmer und Meißel eingeführt. Diese gab es zunächst als tragbare Hämmer, später auch in abgestützter Form mit Standbein. Bedient wurden solche Hämmer zumeist von zwei Bergmännern, einer schulterte den Hammer und drehte teilweise auch den Meißel, der andere führte ihm. Die scheinbare Arbeitserleichterung führt jedoch durch die Wucht der Maschinen zu Gelenkerkrankungen der oberen Extremitäten[10] und zudem litten viele Bergleute plötzlich an Schwindsucht.[9] Im Jahr 1925 wurde die erste Berufskrankheiten-Verordnung erlassen, die zunächst 13 Erkrankungen auflistete. Zu diesen gehörten auch die Wurmkrankheit der Bergleute und die Schneeberger Lungenkrankheit. 1929 wurden auch die schwere Staublungenerkrankung (Silikose) und die Lärmschwerhörigkeit dort aufgenommen.[11]

 

Semantik des Wortes „Kumpel“

In der Bergmannssprache wird regional der Begriff Kumpel als Synonym für „Bergmann“ gebraucht.[20] Außerhalb dieser spezifischen Bedeutung wird das Wort im allgemeinen Sprachgebrauch als freundschaftliche Kennzeichnung im Sinne von Kamerad, „netter Kerl“ oder „Freund“ genutzt. Er leitet sich von Kumpan bzw. Kompagnon ab. Dieses Wort bezeichnet ursprünglich jemanden, mit dem man sein Brot teilt (spätlateinisch: *companio). Die eingedeutschte Form Kumpel findet sich seit dem 19. Jahrhundert und ist wohl als Diminutiv aufzufassen.[21]

 

Einzelnachweise

Bergarbeiterdenkmal

Das Denkmal der Gemeinde Peiting ist neben der St.-Michaels-Kirche.

 

Steigerlied

Die Ursprünge des Steigerliedes reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Thema des Steigerliedes ist die Hoffnung der Bergleute, nach der harten und gefährlichen Arbeit im Bergwerk wieder ans Tageslicht und zu ihren Familien zurückzukehren. Andere Quellen sprechen davon, dass der Refrain „Glück auf!“ das Glück beschwört, der Berg möge sich auftun, und den Abbau von Bodenschätzen zu ermöglichen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Steigerlied)

Der nachstehende Text entspricht der überlieferten Urform des Liedes.

 

Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt.
|: Und er hat sein helles Licht bei der Nacht, :|
|: schon angezünd't :|

Schon angezünd't! Das gibt ein’n Schein,
|: und damit so fahren wir bei der Nacht, :|
|: ins Bergwerk ein :|

Ins Bergwerk ein, wo die Bergleut’ sein,
|: die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht, :|
|: aus Felsgestein :|

Der Eine gräbt das Silber, der and’re gräbt das Gold,
|: doch dem schwarzbraunen Mägdelein, bei der Nacht, :|
|: dem sein wir hold :|

Ade, nun ade! Lieb’ Schätzelein!
|: Und da drunten in dem tiefen finst’ren Schacht, bei der Nacht, :|
|: da denk’ ich dein :|

Und kehr ich heim, zum Schätzelein,
|: dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht, :|
|: Glück auf, Glück auf! :|

 

Eine weitere überlieferte Strophe lautet:

 

Die (Variante: Wir) Bergmann’sleut sein’s kreuzbrave Leut,
|: denn sie (
wir) tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht :|
|: und saufen Schnaps :|